In politischen Debatten, in den Medien, sogar im Alltag – überall scheint es heute nur noch laut oder leise zu geben, Schwarz oder Weiß, ganz dafür oder völlig dagegen. Die leisen Zwischentöne, das Nachdenken, das Abwägen – all das wird überlagert vom schnellen Urteil. Dabei ist es gerade das Maßhalten, das eine Gesellschaft stark und friedlich macht.
Maßhalten heißt nicht Stillstand. Es bedeutet, die Dinge in ihrem Zusammenhang zu betrachten, Verantwortung zu übernehmen, ohne sich ständig in Empörung zu verlieren. In einer Zeit, in der Extreme viel Aufmerksamkeit bekommen, ist es ein Zeichen von Reife, auch einmal innezuhalten – und sich bewusst gegen die Lautesten zu entscheiden.
Wer Maß hält, denkt weiter. Er fragt nicht nur nach dem eigenen Vorteil, sondern auch nach dem Gemeinwohl. Er sucht nicht die bloße Zustimmung, sondern das Gespräch. Gerade in einer Demokratie ist das von unschätzbarem Wert.
Wir brauchen in unserem Land nicht mehr Radikalität, sondern mehr Vernunft. Nicht mehr Schlagworte, sondern klare Gedanken. Wer das Maß hält, wird nicht unpolitisch – sondern verantwortungsvoll.

