Manchmal hat man den Eindruck, wir hätten für alles eine Vorschrift, ein Formular oder eine Zuständigkeit. Doch je mehr wir Dinge „organisieren“, desto mehr geht etwas anderes verloren: der gesunde Menschenverstand – und mit ihm das persönliche Verantwortungsgefühl.
Verantwortung ist kein abstrakter Begriff. Sie beginnt dort, wo Menschen füreinander einstehen, ohne dass ein Amt sie dazu auffordert. Wo man dem Nachbarn hilft, weil es sich gehört. Wo Eltern nicht auf den Staat warten, sondern sich selbst um die Erziehung ihrer Kinder kümmern. Wo Bürger ihre Meinung sagen, auch wenn sie nicht dem Zeitgeist entspricht.
Ein funktionierendes Gemeinwesen lebt nicht von Verordnungen, sondern vom Engagement seiner Bürger. Es braucht Rückgrat statt Rückversicherung. Natürlich muss der Staat einen Rahmen setzen – aber die innere Haltung, das Pflichtgefühl und die Bereitschaft, sich einzubringen, können nicht verordnet werden.
Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, alles auszulagern: Verantwortung, Sorge, Mitgefühl. Wer etwas verändern will, muss den ersten Schritt selbst tun – und sei er noch so klein. Denn am Ende sind es nicht Gesetze, die unsere Gesellschaft tragen, sondern Menschen, die bereit sind, für andere einzustehen.

